Texte > Gedächtnis
Filmstill, "Internationalen Ensemble Ruppertshain" unter der Leitung von Dzuna Kalnina-Nitzling zu einer Ausstellungseröffnung in Kelkheim. © Privat
Filmstill © Privat

Salomé, Lilly und Aylin:
Stimmen eines Chors: Das Internationale Ensemble Ruppertshain

Erinnerungen an Besuche bei den Großeltern und an das Knallen von Explosionen, gefährliche Erlebnisse, die beim Geruch von geröstetem Getreide wieder hochkommen – in einem Chor in Ruppertshain ist Raum für das Miteinander der Stimmen wie für das der Erinnerungen.

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© Maximilian Schönherr

Daniela Delphine Döring:
wer bei wem

wer bei wem
muss um verzeihen bitten
die nicht grüßten
starr wegschauten
wenn die freunde nahten?

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© Edgar Hernandez / unsplash
© Edgar Hernandez / unsplash

Daniela Delphine Döring:
aus tauber lebhafter zeit

manchmal winke ich ihr oder ihm
mit dem damals ellenlangen haar
wie wir es, uns angrinsend, trugen

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Erfurt, 39. Polytechnischen Oberschule, Apell @ Bundesarchiv, Bild 183 L0901 0021 / Fotograf: Dieter Demme
© Bundesarchiv, Bild 183 L0901 0021 / Fotograf: Dieter Demme (CC BY-SA 3.0)

Andreas Kosmalla:
Kreidestaub, ranzige Milch und ölige Kehrspäne

Als Pfarrerssohn wurde Andreas Kosmalla, geboren 1962 in Weimar, in der DDR nicht zum Abitur zugelassen. Doch seine Erinnerung an die Schulzeit ist auch durch zahllose subtilere Erfahrungen von Ausgrenzung geprägt. Und nicht zuletzt von Ödnis und Abgestoßensein.

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© Iñaki Queralt/Flickr

Dellair Youssef:
Das Schulgefängnis in al-Assads Syrien

Unterdrücker*in zu werden, dazu wird man erzogen – oder man flieht. Der Filmemacher, Schriftsteller und Journalist Dellair Youssef aus Damaskus schildert, wie schon die Schulen mit ihrer Architektur, ihren nationalistischen Ritualen und Exzessen der Gewalt zum diktatorischen Machtgefüge Syriens beitragen.

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Wand mit alter Tapete, Julia Schoch Geruch der Diktatur © Maritta Iseler
© Maritta Iseler

Julia Schoch:
Das Nachtlicht der Erinnerung

Jede diktatorische Macht hüllt sich in Geheimnisse. Julia Schoch, geboren 1974 in Bad Saarow, geht den Spuren nach, die die Geheimnisverhüllungen in der Erinnerung hinterlassen – auch lange nachdem die einstigen Machthaber verschwunden sind. Und dem eigenartigen Gefühl des Aufgehobenseins, das sich mit ihnen verbinden kann.

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Boshra AlBashauat für Geruch der Dikatur - Bild von Kardamom © Maritta Iseler
© Maritta Iseler

Boshra Al-Bashawat:
Tote Embryos

Man(n) weiß nicht, wie die Frauen denken!

Man(n) weiß nicht, wie der Körper einmal süß ist und so oft bitter/
Doch wir werden sie kriegen/
/Mit den Kleidern, den Grübchen und den falschen Muttermalen
/Mit der Kardamomkapsel zwischen den Zähnen

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Nagham Hayder, Der Geruch des DiktatorsDer Geruch der Diktatur,
© Aman Upadhyay/unsplash

Nagham Hayder :
Mein Geruch. Der Geruch des Diktators

Es gibt keinen Unterschied. Ja. Der Geruch meiner Kindheit ist derselbe Geruch wie der des Diktators. Ich rieche seinen Geruch auf meinen Kinderfotos.

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Uta Rüchel 1990, Interview zur Eröffnung eines damals so genannten Dritteweltladens in einem besetzten Haus in Berlin © Horizonte, HR Fernsehen / Screenshot
© Horizonte, HR Fernsehen / Screenshot

Uta Rüchel:
Der Freiraum zwischen den Stühlen

Ein Geruch hätte vielleicht etwas Eindeutiges. Aber es sind nicht Eindrücke von außen, die die Autorin in ihre Erinnerung an Momente der Ohnmacht zurückführen. Stattdessen geht sie einer Reaktion ihres Körpers nach – und landet in Situationen sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik. Und immer wieder in einem schwierigen Dazwischen.

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Geruch der Diktatur Symbolbild, Lampe © Privat
© Privat

Dima Al-Bitar Kalaji:
Der Tintenfinger

Weiße Marmorsäulen zieren die Eingangshalle des alten Einwohnermeldeamtes in Damaskus. Mit grober Hand drückten einem die Beamten den Finger in den tintengetränkten Schwamm, bis widerliche Bläschen aufstiegen, und stempelten ihn dann auf das Papier.

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© Ghaith Zamrik, Damaslin (Bernauer Strasse, Berlin mit dem Dschabal Qasyun), Fotomontage
© Ghaith Zamrik

Sam Zamrik:
Der Klang von Beton

Menschen hingen an den Türen der Busse, die durch dezimierte Räume voller Bewaffneter fuhren. Alles war übertrieben laut.

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Geruch der Diktaktur, Dima AlKalaji,
© Houmam Alsayed (2019)

Dima Al-Bitar Kalaji:
Die raue Stimme

In jedem Gebäude Berlins wohnt ein Feldwebel, der über die Geräusche der anderen wacht. Seine Beschwerden bringen mich dazu, in meiner Wohnung unwillkürlich die Stimme zu senken, wie zu Zeiten von Hafiz al-Assad.

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Foto eines handgeschriebenen Gedichtes von Nagham Haidar © Privat
© Privat

Nagham Hayder: Goldener Ritter

Nagham Hayder schrieb schon mit acht Jahren Gedichte. Siebenundzwanzig Jahre später antwortet sie – zunächst in der dritten Person – auf ein Gedicht ihres damaligen Ich, indem sie die Quellen des Schreibens untersucht.

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Fahnenapell © Detlef Seemann
© Detlef Seemann

Wenke Seemann:
Fahnenappell

Fahnenstangen und ein Appellplatz aus Schotter, das war der Schulhof einer Polytechnischen Oberschule im Neubaugebiet Groß Klein in Rostock 1985. Während der Vater von oben fotografierte, stand unten die Tochter in der Menge.

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Geruch der Diktatur, Widad Nabi
© privat

Widad Nabi:
Die Gasmaske – Gemisch aus Menstruationsblut und Sarin

Wie Du auf dem Bild mit Gasmaske und Schutzanzug stehst, sieht aus wie ein Standbild aus den achtziger Jahren. Dieses Foto bringt ähnliche Bilder von Ereignissen aus meiner Vergangenheit in mein Gedächtnis zurück, Wunden, die mich über all die Kriegsjahre begleiteten und nie ganz verheilt sind.

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